Same „Kurzschluss“ as last year?!

Nö, nicht wirklich. Wenn es auch, ähnlich unserer Festtagsbücherei, eine Tradition im Ersten werden könnte, über einen gewissen Zeitraum alljährlich einen weiteren Kurzschluss zu schaffen. Zu dem kam es im vergangenen Jahr eher überraschend und prompt waren die Moosbacher Bürgermeisterin Bettina Maurer (Anke Engelke) und der Unternehmer Martin Hofmann (Matthias Brandt) im Vorraum drer örtlichen Sparbank-Filiale eingesperrt und stellten fest, dass sie einander kannten…

„Das ist jetzt nicht hilfreich“

…und irgendwie fanden „Busen-Betty“ und „Doofmann“ zueinander, mochten sich. Wollten sich wiedersehen. Nun erfahren wir, ein Jahr später, dass es nicht zu einem Wiedersehen kam und Bettina infolge ihres Eingesperrtseins das Moosbacher Silvesterfeuerwerk nicht starten konnte, was sie schließlich das Amt als Bürgermeisterin kostete.

Die Moosbacher Vera (Julika Jenkins, r) und Oliver (Thorsten Merten) finden, dass Bettina (Anke Engelke, l) auf der örtlichen Silvesterparty nichts zu suchen hat // © WDR/btf GmbH/Niels-Jonas Simons

Überhaupt scheinen die Moosbacher ihr das übel zu nehmen. Insbesondere das großbäuerliche von Thorsten Merten und Julika Jenkins famos ekelhaft gespielte Ehepaar Oliver und Vera, das in diesem Jahr großzügig ein kleinlich-peinliches Feuerwerk spendieren wollte. Bettina wird bei ihrer Ankunft auf der Silvesterparty sofort beleidigt und irgendwann reicht es Martin – der hoffte sie, die ihre Work-Life-Balance verbessern möchte und berufliche Optionen abwägt, an diesem Abend wiederzusehen – und er haut dem Mertens-Charakter Eine…

Kleiner Change of Team

…der wiederum will das sühnen und holt den großgewachsenen „Nacken“ (Enno Kalisch) dazu. Prompt schließen Bettina und Martin sich im Büro der Turnhalle ein. Zwischen Streit durch eine Glasscheibe mit den ebenfalls ehemaligen Mitschüler*innen und der neuen Bürgermeisterin (Tina Seydel) bleibt Zeit für ein paar Gespräche und Fusel aus Pylonen und zum Lesen von Glückskeksnachrichten.

Das Drehbuch von Der zweite Kurzschluss stammt erneut von Claudius Pläging (u. a. Der Vorname, Der NachnameUnter Freunden stirbt man nicht); die Regie übernahm in diesem Jahr der 1987 geborene Michael Binz (u. a. Kroymann, Frau Jordan stellt gleich und Publikumspreis beim Max-Ophüls-Festival 2015 für seinen Kurzfilm Herman the German). Die Produktion lag erneut bei btf/bildundtonfabrik (Produzent*innen Jule Everts, Philipp Kässbohrer und Matthias Murmann, Producerin Maira Inselmann).

Großer Ausbau von Charakter

Erneut ist dieser Kurzschluss kurzweilig und unterhaltsam, bietet neben einigem Witz sogleich eine gewisse Vertrautheit. Beinahe kommt es einem gar nicht so lang vor, dass wir Bettina und Martin in unsere heimischen Wände ließen. Zugleich ist dieser zweite Kurzschluss aber auch weniger krawallig und die Schenkelklopf-Dichte ist weniger… uhm… dicht.

Anke Engelke über die Arbeit mit Matthias Brandt

Dafür haben Engelke und Brandt die Gelegenheit, ihren Figuren mehr Tiefe zu geben und die zwischenmenschliche Beziehung auszubauen. Dass die beiden so gut miteinander und aufeinader abgestimmt spielen können, lässt dies glaubwürdig und sympathisch wirken. „Mit Anke Engelke zu drehen, ist das reine Vergnügen, das wusste ich ja längst. Und trotzdem haut sie mich dann immer wieder aufs Neue aus den Latschen“, meint Matthias Brandt dazu.

Wieder ein Deal?

Darüber hinaus passt der etwas ernstere oder besser gesetzere Ton zu diesem Jahr 2023, zu allem, was in der Welt gerade los ist und auch dazu, dass diese zwei Menschen einander nun bewusster kennen und wahrnehmen. Mitsamt mancher Sorgen oder kleinen, weißen Lebenslügen oder Beschönigungen: „So ein Hamsterrad gibt einem auch Halt. Da kann man laufen und laufen und muss nicht überlegen wohin.“

Nach einem Eklat auf der Moosbacher Silvesterparty starten Bettina (Anke Engelke, l) und Martin (Matthias Brandt) ungewöhnlich ins neue Jahr // © WDR/btf GmbH/Niels-Jonas Simons

Viele denken so. Wie zufrieden sie das macht, ist eine andere Frage, die Bettina sich nun notgedrungen zu beantworten hatte. Was den zwei erneut Eingeschlossenen dieses Mal noch so aufs thematische Tablett kommt und ob sie wieder mit einem Deal auseinander gehen, das könnt ihr entweder heute Nacht um 23:30 Uhr oder am Silvesterabend um 18:30 Uhr im Ersten sehen (hier wird zuvor auch noch einmal der erste Kurzschluss gezeigt). Ebenso zeigt der WDR beide Teile in Folge am 31. Dezember ab 15:45 Uhr und in der ARD Mediathek ist der Film ab heute um 17:00 Uhr zu finden.

Wir hoffen und freuen uns auf einen dritten Kurzschluss!

AS

Ein Jahr später. Ein zweiter Kurzschluss führt Bettina (Anke Engelke, l) und Martin (Matthias Brandt) an ihrem Silvesterabend wieder zusammen // © WDR/btf GmbH/Niels-Jonas Simons

Der zweite Kurzschluss ist ab dem 30.12.2023 um 17:00 Uhr in der ARD Mediathek verfügbar und wird am selben Tag um 23:30 Uhr im Ersten erstausgestrahlt.

Der zweite Kurzschluss; Deutschland 2023; Regie: Michael Binz; Drehbuch: Claudius Pläging; Bildgestaltung: Berta Valin Escofet; Musikkomposition: Vivan & Ketan Bhatti; Darstellende: Anke Engelke, Matthias Brandt, Julika Jenkins, Thorsten Merten, Enno Kalisch, Tina Seydel; eine Produktion der btf / bildundtonfabrik (Produzent*innen Jule Everts, Philipp Kässbohrer und Matthias Murmann, Producerin Maira Inselmann) im Auftrag des WDR für Das Erste (Redaktion Leona Frommelt).

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