Spätsexualisierung im Kindergarten

Beitragsbild: Augen auf bei der Kandidaten-Balz, Kevin! // © TVNOW

Hinweis: Enthält leichte Spoiler zur zweiten Folge (inklusive eines Abgangs) und bei den externen Links handelt es sich NICHT um Affiliate-Links; bei den internen ohnehin nicht.

Wie philosophierte schon die unschlagbare Beyoncé mit Messy Mya und Big Freedia: „I did not come to play with you hoes, haha / I came to slay, bitch“. Das scheint als Motto zwar noch nicht in Neonschrift in die Prince Charming-Kandidatenvilla auf Kreta Einzug zu halten, doch nach und nach kristallisieren sich erste Antipathien heraus und schleicht sich der Kampf um Aufmerksamkeit ein. Um die des Prinzen Kim – und um die der Zuschauenden. Uhm – whoop whoop?!

Was passiert? Ach, ihr wisst schon: Guten Morgen – Date – Bis dann – Gruppenkuscheln mit Lästern – Gute Nacht – Guten Morgen – Gentlemen’s Night – Krawatten weg – Vorschau. Also bis nächste Woche!

„Fickhelm oder Wikingerhelm?“

Ja, nee, ganz so fix dann auch nicht. Das kann Prince Charming (bei TVNOW) ja doch sehr unterhaltsam auffüllen. Ein aufgeregter Morgen beginnt, denn irgendwie wissen nun alle nicht so recht, was passiert (krass) und hoffen natürlich ebenso auf ein Einzel- oder wenigstens Gruppendate. Dieses kommt dann auch. Kevin (siehe oben) darf verlesen wer den Tränka Prinzen heute in einer Weinhandlung… also einer οινοπωλείο treffen darf. Es sind Felix, Manfred, Thomas, Arne, Corey, Bon und Kevin (wär halt auch gemein gewesen, den lesen und stehen zu lassen).

Prince Kim (r.) begrüßt Felix, Manfred, Kevin, Thomas, Arne, Corey und Bon (v.l.) zum Gruppendate. // © TVNOW

Dort angekommen gibt es dann ein mittelgroßes „Hallo“ und alle sind ganz begeistert vom Prinzen; wie’s um den zu verköstigenden Wein bestellt ist, berichtet keiner. So ein bisschen traurig sieht es aber aus wie sie sich dort scheinbar ne gute Stunde an einem Glas festhalten müssen. Oder das Nachfüllen wurde nicht gezeigt, denn es gibt mit dem Gruppendate kombinierte Einzeldates – so zwei Meter neben der Gruppe sitzt Prinz Kim mit jedem Versuchsobjekt potenziellen Partner für ein Speed-Date zusammen. Die Zeit misst eine mit rosa Steinchen gefüllte Ikea-Sanduhr (gäb’s auch in Gold).

Verzickter Pelikampf

Das ist teilweise ganz witzig und im Gegensatz zu den dauerschmollenden Reality-TV-Luschen bei Are You the One? Reality Stars in Love (jaja, keine Prince Charming-Recap ohne AYTO?-Diss) wissen die Jungs hier wenigstens, wie Speed Dating funktioniert und was es für einen Zweck hat. Zwar ist die Antwort von Kim auf die Frage „Wie sieht dein Alltag so aus?“ mit (sinngemäß) „Ich mag zusammen aufwachen und frühstücke total gern“ nicht soooo extrem WOW! Dafür ist es umso interessanter zu sehen, wie da doch teilweise manch ein längerer Blick ausgetauscht wird, wie man sich einander etwas mehr zuwendet, ein verschmitztes Lächeln einen Moment länger im Gesicht verweilt. 

Prince Kim wartet auf seine Speed-Date Kandidaten – das geht alles von der Zeit ab! // © TVNOW

Im Haus wird derweil gegruschelt und geschmollt, jedenfalls bei einigen. Robin macht sich Sorgen, noch nicht so recht im Orbit des Prinzen angekommen zu sein. Ash plant und plant und plant, bleibt aber abseits. Mo ist etwas angefasst, dass er vom Prinzen noch nicht so angefasst oder aufgefasst worden ist. Wir denken so: Jungs, es ist Tag zwei, beziehungsweise später drei – chillt mal. Andererseits ist es natürlich schon so, dass insbesondere am Anfang recht rigoros aussortiert wird und wer da nicht fest auf der Palette sitzt, fällt halt runter. Insofern ist die … nennen wir es mal Sorge Mos natürlich nachvollziehbar. Auch wenn er während der Gentlemen’s Night im Gespräch mit Kim auf die (wieder sinngemäße) Frage „Also bist du sauer, weil du nicht bekommst was du willst?“ mit einer Art „Nein, aber, ja, aber, ich will…“ antwortet, was ihn dann doch recht angezickt wirken lässt. Love is a Battlefield, Schatz.

Sexualität ist nicht verrucht

Die Unterhaltung setzt sich übrigens interessant fort, geht es doch noch darum, ob der 22-jährige Mo mit vielen Kerlen geschlafen habe (hier Kölner und so, weißte) und der Prinz meint, es sei gut Erfahrungen zu sammeln, sich auszutoben und so weiter, aber dann jeden gehabt zu haben und alle zu kennen sei halt auch nicht so toll. Uhm… also… was? Das klingt nach einmal Sex pro Jahr oder jeden Tag einen anderen und dazwischen gäbe es nichts. Vermutlich meinte er es nicht so, aber mal abgesehen vom intonierten Slutshaming sind es auch solche Äußerungen, die einen einseitigen Blick speziell aufs schwule Leben befördern. Das ist schade. Mal ne gute Zeit gehabt zu haben heißt eben auch lange noch nicht, jeden zu kennen. Die Hälfte vergisst du doch eh, wenn du wieder nüchtern bist.

Corey (l.) und Prince Kim (r.) genießen ihr Einzeldate – plus cringe… // © TVNOW

Zeit zurückgedreht: Nach dem Gruppendate mit Wein bekommt Corey einen Umschlag, den er im Haus öffnen und vorlesen soll. BOOM! Er geht noch auf ein Einzeldate mit dem Prinzen und hat nun eine halbe Stunde Zeit, ein nach seinen Vorstellungen perfektes Date vorzubereiten. Es gibt Obst, Wein, Decke – Picknick halt. Der Prinz stellt fest, dass das Date sehr übersichtlich gewesen sei. Nun, was sollte Corey machen? Vermutlich hat das Produktionsteam ihm nicht unendliche Mittel und Praktikant*innen zur Verfügung gestellt und zumindest ein klein wenig Zeit dürfte auch noch fürs (grundsätzlich nicht unwichtige) Styling draufgegangen sein. Was hingegen Corey eher nicht hätte machen sollen, war es ein zweites Mal während des Dates nach einem Kuss zu fragen… Read the Beach, Hon. Dennoch freute sich Kim über die Offenheit während einer kurzen „Aussprache“ bei der Gentlemen’s Night. 

Kindergarten oder Bergtour?

Manfred… Manfred… Manfred… Ugh, wir wissen es nicht. Er bringt reichlich Unterhaltung rein, strengt aber auch – in einem noch erträglichen Maß – an. Er erwähnt gern, dass er sich nimmt, was er will und wir seien da ja alle nicht im Kindergarten. Super. Außer natürlich, irgendwas läuft nicht so wie er es will, dann hat sich jemand anders vorgedrängelt und ist gemein. Wääääh! Bääähhh! Das klingt halt doch nach Kindergarten, was Manni?! Wir können’s zumindest partiell nachvollziehen, wenn Bon sagt, dass er Manfred doch noch als erstes vom Berg stoßen würde.

Manfred ist überall – nur nicht im Kindergarten! // © TVNOW

Aus der Villa gestoßen wird er jedenfalls in der für die zweite Sendung schon sehr emotionalen Krawatten-Rückgabe-Zeremonie fürs Erste nicht. Dafür allerdings Polizist Lukas, der sich etwas konsterniert mit den Worten „Ich hätte dir gern noch mehr von mir gezeigt“ verabschiedet. Hmpf, glaub uns Lukas: Wir hätten sehr, sehr gern auch noch mehr von dir gesehen. Kevin zufolge soll das ja alles sehr ansehnlich sein. 

Um nicht ganz so sexuell aufgeladen zu enden, ein schöner Satz von Prinz Kim zu Corey am Strand: „Man kann nie zu gut gekleidet und zu gebildet sein.“ Amen.

Max, Jan und Prince Kim (v.l.) im Gespräch. // © TVNOW

Die neun Folgen von Prince Charming plus eine Wiedersehensshow werden jeweils immer dienstags aufTVNOW veröffentlicht. Außerdem gibt’s einen offiziellen Podcast und einen feinen offiziellen Instagram-Account.

Eure queer-reviewer

PS: Neben der Spannung, wie es diesen Dienstag weitergehen würde, waren wir ganz aufgeregt, wer es auf die Longlist der Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2021 schafft. Lesen macht Gebildetheit (ach Sam Dylan…).

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