Für leuchtende Augen bei Büchern

Dem Vorlesemonitor 2022, den die Stiftung Lesen gemeinsam mit der Wochenzeitung DIE ZEIT und der Deutsche Bahn Stiftung herausgibt (die gemeinsam auch den bundesweiten Vorlesetag am 17. November initiiert haben), zufolge lesen 39 % der Eltern ihren Kindern (Altersspanne 1- bis 8 Jahre) selten oder nie vor. Das klingt erstmal reichlich viel, ist es ja auch. Bedeutet allerdings ebenso, dass doch immerhin 61 % der Eltern ihren Kindern regelmäßig vorlesen. 

Wenn wir uns nun so wunderbare Bild– und Vorlesebücher wie sie der Schweizer Verlag Bohem Press zuverlässig herausgibt, anschauen, dann sollte es doch eigentlich ein Leichtes sein, die Zahl zügig zumindest um neun Prozent zu verschieben; also eine 30/70-Anordnung zu haben. 

Eine Feier der Buchliebe

Denn etwas, das die Bücher des 1973 gegründeten Verlages ganz stark ausmacht, ist ihre hochwertige, liebevolle und nicht selten kunstsinnige Aufmachung und Gestaltung wie ebenso nicht selten Inhalte, aus denen Menschen jeder Altersklasse etwas für sich mitnehmen können. So auch wieder beim Band Der Waldbuchclub (allein der Druck auf dem Vorsatzpapier! Träumchen!) von Annie Silvestro und Tatjana Mai-Wyss, den wir anlässlich des Welttags des Buches besprechen. 

Abbildung: © Annie Silvestro, Tatjana Mai-Wyss/Bohem Press

Das passt ganz fantastisch. Ist dieser, aus dem Amerikanischen von Kathrin Bögelsack übersetzte, Band neben einem tollen Vorlesebuch doch nicht nur all das oben Genannte, sondern vor allem ein Buch, das Bücher und die entstehende Verbindung und wachsende Liebe zu ihnen feiert. All das dank eines Häschens namens Hoppel.

Schlaflose Nächte ohne Bücher

„Hoppel liebte Bücher“, heißt es da gleich auf der ersten Doppelseite von Der Waldbuchclub, auf der Hoppel neugierig auf das Buch blickt, aus dem eine Mutter ihrer Tochter vorliest. Die Liebe begann „seit die Dame mit der roten Brille zum ersten Mal vor der Bücherei vorgelesen hatte“ und Hoppel nun lauschend in ferne Welten eintauchen konnte…

…doch im Winter (der sowieso nervt…) liest natürlich kein Mensch vor einer Bibliothek (außer womöglich Bernie Sanders). Das bereitete Hoppel schlaflose Nächte. Bis er schließlich einen Weg in die Bibliothek fand und der Anblick der Bücher besser war, „als ein Feld frischer, knackiger Karotten!“ Das will was heißen! Hoppel deckte sich mit reichlich Büchern ein und las nun Nacht für Nacht…

Tränenreiche Begegnung

…so viel gar, dass seine Entourage um Stachelschwein, Bär (wohl frei von Kokain), Maulwurf (💙), Waschbär und Co. ihn zu vermissen begann. Nach und nach führte Hoppel sie des Nächtens in die Bibliothek und verführte sie so zu Büchern. Das allerdings blieb natürlich nicht unentdeckt… Oh weh! Oder…?!

Abbildung: © Annie Silvestro, Tatjana Mai-Wyss/Bohem Press

Ich muss gestehen, echt und ohne Scheiß, schon als uns Der Waldbuchclub auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde, hatte ich beinahe eine Träne im Auge und als ich es mir dann in Ruhe allein ansah, waren die tatsächlich da. Noch nie habe ich ein Buch gesehen, das so unfassbar-fucking zauberhaft die Zugewandtheit zu Büchern und die erwähnte, immer weiter wachsende Liebe zu ihnen und somit zum Lesen abbildet und erläutert wie hier. 

Kinderbuch at its best

Dabei greifen der sorgfältig eingefügte Text und die detailreichen, beschwingten Bilder perfekt ineinander. Wenn Hoppel überglücklich seine ersten Schätze aus der Bibliothek schiebt und sie in seinen Bau balanciert, ist das ganz wunderbar und einfühlsam. Und so unaussprechlich süß und hintergründig, wenn der Maulwurf nach einem Buch über Vulkane und der Vogel nach einem über das Weltall fragen…

Abbildung: © Annie Silvestro, Tatjana Mai-Wyss/Bohem Press

…und wie sich alle, in enger Freundschaft verbunden, aufmachen, um gemeinsam die weite Welt der Bücher zum erkunden, das ist schlicht fantastisch dargestellt. Nicht zuletzt ist auch die Auflösung der Geschichte eine wunderbare. Steht sie doch nicht nur für die Liebe zum Buch, sondern auch für ein schönes Miteinander, das Erweitern einer Gemeinschaft. 

Kurzum: Der Waldbuchclub ist eines der besten Kinderbücher, die ich je gesehen habe und die es geben dürfte. Zusätzlich eignet es sich sicherlich hervorragend ebenso als Buch zum Lesenlernen. 

AS

Annie Silvestro, Tatjana Mai-Wyss: Der Waldbuchclub; Januar 2023; Aus dem amerikanischen Englisch von Kathrin Bögelsack; ab 3 Jahren; 40 Seiten, vollfarbig; Hardcover; Format: 21,3 × 27,8 cm; ISBN 978-3-85581-587-6; Bohem Press; 17,00 €

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