Wenn Pinguine zu Mördern werden

Kriminalistische Katzen, tötende Pinguine… Manches in dieser Welt muss mensch (hoffentlich) nicht verstehen. Aber dann kommt dazu, dass vieles vielleicht tatsächlich nicht so real ist, wie es auf den ersten Blick. Katzen sind beispielsweise nicht die ganz typischen Ermittelnden in kriminalistischen Angelegenheiten, selbst wenn erfolgreiche Buchreihen wie Miez Marple eine gewisse Leserschaft zu finden scheinen.

So gilt dies auch für Ralph Sanders Kater Brown, dessen Protagonist im Januar 2024 bereits in die zwölfte Episode ging. Kater Brown und der mörderische Pinguin ist bei Bastei Lübbe erschienen und das zugehörige und von Bernd Reheuser gelesene Hörbuch beim hauseigenen Lübbe Audio.

Ein kriminalistischer Kater

Kater Brown ist mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Er führt nämlich seine Besitzerin, die in Südengland ansässige, aus Deutschland stammende Buchhändlerin Alexandra Berger, immer an die Tatorte von Verbrechen, wie ich selbst als Quereinsteiger im zwölften Band noch dankenswerterweise erfahre. Wäre ich bereits mit anderen Kater-Brown-Krimis vertraut gewesen, wäre das mir vermutlich eine unnötige Wiederholung gewesen, aber so war es eine gute und wichtige Erläuterung.

In diesem zwölften Fall geht es um den Mord an dem Besitzer eines Pubs. Dieser wurde leblos von Alexandra (unter Kater Browns Mithilfe) hinter der Theke seines Lokals gefunden. Ein betrunkener Zeuge will des Nachts einen bewaffneten Pinguin gesehen haben, der den Tatort verlassen haben soll. Aber kann das stimmen?

Auf Abwegen?

Gemeinsam mit Kater Brown, seiner Gefährtin Rasputina und dem zuständigen Beamten DCI Lassiter macht sich Alexandra an die Ermittlungen. Wie in vielen anderen Krimis beinhaltet das die Befragung von Zeuginnen und Zeugen, die Sichtung von Überwachungskameras, scharfsinniges Kombinieren und manchmal einfach auch Intuition. Und mittendrin dabei immer Kater Brown, der sich lautstark bemerkbar macht, wenn Alexandra und Co. nicht die richtigen Schlüsse ziehen oder auf etwas aufmerksam gemacht werden müssen.

Das ist zuweilen durchaus kurzweilig, bringt es doch die Ermittelnden immer wieder auf manch eine rechte Spur, die sie sonst nicht verfolgt hätten. Hin und wieder stellt sich aber auch die Frage, wie realistisch dies wirklich ist. Aber vermutlich ist das keine Frage, die mensch stellen sollte, wenn sie oder er sich der schriftlichen oder hörbaren Lektüre von Kater Brown widmet.

Ein Krimi wie aus dem Buche

Ansonsten hat Kater Brown und der mörderische Pinguin jedoch mehr oder weniger alle Elemente, die ein halbwegs fesselnder Krimi mit sich bringen sollte: mehrere Verdächtige, Indizien über Indizien – und doch lange nichts Hieb- und Stichfestes –, leider manche doch eher erwartbare Wendung und natürlich zu Beginn ein Verbrechen, das den Ausgangspunkt für so manch eine Verdächtigung bildet.

Kater Brown und der mörderische Pinguin ist dabei bei Weitem nicht der beste Krimi, der mir in der vergangenen Zeit in die Finger gekommen ist. Manch ein Plot ist vorhersehbar und die Unterhaltung gleicht doch eher seichter Lektüre. Auf meiner Reise durch Vietnam hat mich das Hörbuch allerdings dennoch einige Busfahrten lang einigermaßen gut unterhalten.

Manchmal sogar mit Botschaft

Schön ist vor allem, dass selbst auf dem vermeintlich banalen Niveau, auf dem Kater Brown und der mörderische Pinguin spielt, immer noch manch eine tiefere Message übertragen wird. Gerade in dem Teil, in dem besagter Pinguin mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt, geht es auch zunehmend um gesellschaftlich relevante Themen wie Diskriminierung, Minderheitenschutz und die Frage, was vielleicht auch einfach eingebildete Diskriminierung ist.

Wer bereits Fan der Kater-Brown-Krimis ist, dürfte sich über diesen neuen Band freuen, aber wer die Reihe noch nicht kennt, sollte vielleicht eher mit einem der ersten Bände anfangen, denn es scheint, dass manch eine Randbemerkung gerade die Leserinnen und Leser belohnt, die bereits vorherige Geschichten um den ermittelnden Kater gelesen oder gehört haben. Dass ich mir dieses Buch zur Hand oder vielmehr zum Ohr genommen habe, liegt für einen Pinguinliebhaber wie mich eher an dem Titel. Enttäuscht wurde ich nicht, aber vollkommene Begeisterung kann und will ich an dieser Stelle auch nicht vorgaukeln.

HMS

Ralph Sander: Kater Brown und der mörderische Pinguin – Ein Kater Brown-Krimi – Folge 12; Gelesen von Bernd Reheuser; Januar 2024; 284 Minuten, ungekürzt; Hörbuch-Download, Download-Größe: 287 MB, Datenformat: MP3 128 kbit/s; Tracks: 92; ISBN: 978-3-7540-0930-7; Lübbe Audio; 3,99 €

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