Post (von) Covid VIII

„Guten Tag, hier ist Herr Sowieso von Ihrer privaten Krankenversicherung. Wir haben versucht Sie telefonisch zu erreichen. Leider haben wir Sie nicht angetroffen. Bitte rufen Sie uns doch mal zurück, da bestehen noch ein paar Fragen. Vielen Dank!“

Na super. Da füllt mensch diese ganzen Formulare wirklich akkurat aus und dann gibt’s noch Fragen? Herrjeh.

Und nach dreimal durchatmen wird mein Puls wieder normal, der Blutdruck geht wieder runter und auch mein Geradeausdenken setzt, wenn auch zeitversetzt, wieder ein. Ich hab das in meinem Job ja auch immer erklärt. Die Formulare können gar nicht jedwede Situation komplett abbilden. Es wird immer so sein, dass die ersten Fragen den Grund bilden und dann ggf. auf diesen Angaben die weiteren Fragen geklärt werden.

Also dann – Kaffee zapfen, hinsetzen und den angefangenen Februartag mit Rückrufen füllen.

„Der nächste freie Platz…“ und so.

„Ach der Herr Sowieso? Nee der hat heute frei!“

„Aber der hat mich doch vorhin angerufen und auf den AB gesprochen!“

„Nee, das kann gar nicht sein. Der hat ja wie gesagt frei. Was kann ich denn nun für sie tun?“

Da waren sie wieder meine immer wieder auftretenden zwei Probleme. Ich muss mich entscheiden, was ich will! Und das in Sekundenschnelle. Will ich jetzt wirklich mit diesem Herrn die Diskussion aufmachen? Immerhin könnte ich die Nachricht auf dem AB abspielen und damit ganz klar und zweifelsfrei nachweisen, dass mich Herr Sowieso angerufen hat. Und auf den AB gequatscht hatter! Jahaaa! Was interessiert mich, dass der frei haben soll. Ich fantasiere doch nicht.

Aber was habe ich dann davon? Recht! Und dann? Eben.

Also entscheide ich mich dafür, an dieser Stelle auf den Kurantrag hinzuweisen und dass ich Formulare geschickt habe. Er bittet um einen Moment Geduld und liest. Naja gut.

„Ja, so, jetzt habe ich’s.“

Und so fragt er weitere Details zu Gesundheitszustand, Einschränkungen, ärztlicher Behandlung und so weiter ab. Am Ende kommt er dann zu dem Schluss:

„Ja dann können wir dem ja zustimmen!“

Na bitte. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Es geht voran. Ich kann dann also jetzt noch das Schreiben der Krankenkasse abwarten, habe damit aber die ersten 50 % safe. Denke ich.

Zwei Tage später der große Schock. Die Kasse stimmt zwar zu, übernimmt aber keine Kosten für Unterbringung und Verpflegung. Ja aber Moment, die kann ich doch gar nicht vermeiden, wenn ich in Kur fahre. (Nicht zu verwechseln mit nach Chur zu fahren.) Ich muss doch in der Klinik wohnen und dort auch essen… Meine telefonische Rückfrage bringt keine Klärung. Ich verstehe nicht, wie man einer Kur zustimmen kann aber diese Kosten ablehnen. Die Stimme am anderen Ende versucht mit noch zu erklären, dass ich ja jede ärztliche Behandlung dort abrechnen kann, aber eben nicht den ganzen Tagespflegesatz.

Ein Anruf in der Klinik bringt schnell Gewissheit. Tagessatz für Unterbringung und Verpflegung 160 €. Wenn ich davon tatsächlich 80 € täglich selbst bezahlen muss, dann sind das bei vier Wochen, also 28 Tagen… waaaaaas? 2.240 €?

Wo soll ich das denn bitte hernehmen? Und wer bitte kann sich das leisten? Was mach ich denn jetzt? Ich bin doch angemeldet. Oh warte, schnell die Unterlagen rausgesucht und ja, abmelden geht, auch noch ohne Kosten. Ja aber was mache ich dann?

Im Nachhinein weiß ich, dass mein Kopf zu sehr eingeschränkt war, um alles zu überreißen und ggf. dagegen vorzugehen. Aber mir war klar, dass wir es uns einfach nicht leisten können, mal eben an ein paar tausend Euro rauszuhauen.

Aber ich soll doch in Kur. Und ja das werde ich auch kommen. Anders als geplant, aber ich komme in Kur. Glaubts mal.

Es bleibt spannend.

Frank Hebenstreit

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