Post (von) Covid IX

Physiotherapeuten können schon fies sein. Manchmal tun sie Dir weh, dann lösen sie Verspannungen oder helfen Dir wieder aufrecht zu gehen.

Meiner kann dazu auch noch denken. Und das war mein Vorteil. Als ich nach Voranmeldung mit einem Rezept für Krankengymnastik zur Verbesserung der Atemfähigkeit zu ihm komme, schaut er einmal kurz drauf und meinte: „Ja, können wir was mit machen. Ich habe extra im Vorfeld noch mal mit einem Lungenfacharzt gesprochen.“ In der dann folgenden, etwas längeren Erklärung verstehe ich, warum meine Atemprobleme mit der Muskulatur zusammenhängen, warum die gerade total durch ist und ich verstehe auch, wie ich die wieder aufbauen kann.

Das Zauberwort heißt an dieser Stelle Milon Zirkel und enthält Geräte zum Muskelaufbau und Kardiogeräte. Eins davon ein Crosstrainer. Ich kotze im Strahl. Ich HASSE Crosstrainer! Und doch kann er mir sehr genau erklären, was der auslöst und warum der und nur der an dieser Stelle gut für mich ist.

Na schön, wagen wir es.

Bei der Einstellung der Geräte wird er am Anfang blass. Immer leichter muss er die Geräte einstellen, am Ende landen wir bei jedem Gerät bei „Leichter geht nicht“. Aber ich muss jedes Gerät ja eine Minute durchhalten. Das klappt wirklich nur so gerade, nach der zweiten Runde bin ich fix und alle. Und so beginnt meine Krankengymnastik-Routine. Zwei bis dreimal die Woche.

Wenn’s hilft.

Gerade als ich mich so gerade an die Krankengymnastik gewöhnt habe, passiert der GAU mit der angeblichen Zusage der Krankenversicherung, die dazu führt, dass ich einige tausend Euro für die Kur selbst zahlen müsste. Was eben einfach nicht geht. Die Beihilfe würde, bis auf den üblichen Eigenanteil alles übernehmen, das hatte ich auch bei der Krankenversicherung erwartet. Aber gut. Suchen wir eine Lösung.

„Unkonventionell, aber könnte die Zustimmung der Ärztin finden.“

Mein Mann wieder. Er hatte die zündende Idee. Kontakte schaden bekanntlich nur dem, der sie nicht hat. Und wir haben welche auf Rügen. Recht gute sogar. Und da gibt es alles, was man zu so einer Kur braucht.

Seeluft: Mehr als genug.

Wohnung und Auto: Komme ich dran, lässt sich einrichten.

Milon Zirkel? Ich kanns kaum glauben: Gibt’s einmal auf der Insel, im Nachbarort. Machbar. Unsere Freunde wohnen 10 Minuten Fußweg weg.

Und so reift der Plan.

Jeden zweiten Tag Krankengymnastik im Milon. An den anderen Tagen mindestens zwei Stunden anstrengenden Spaziergang mit dem Hund (der wird’s lieben). Viele Gespräche mit den Freunden, ansonsten auf mich konzentrieren und zusehen, dass ich gesund werde.

An den Wochenenden und den Tagen mit Krankengymnastik müssen die Spaziergänge nicht so lang sein, dürfen sie aber.

Der große Vorteil, ich muss nicht bis Mai warten. Ich könnte nächste Woche los.

Damit spreche ich bei meiner fröhlichen Ärztin vor. Kurzform: Sie war BE-GEI-STERT! Das macht alles, was in einer Kur sein soll. Bewegungstherapie, Physiotherapie, Gesprächstherapie (vermutlich sogar besser, als in so einer großen Gruppe, denn die Freunde haben ja mitbekommen, was bei uns alles passiert ist und haben auch schon signalisiert, gerne und viel zusammen zu sitzen zu wollen). Ja bitte.

Und wenns medizinische Fragen gibt, soll ich anrufen, oder eben da oben zu einem Arzt. Da würde sie aber beim Kontakt helfen, falls nötig.

Klingt doch wie für mich gemacht, Heilung in Sicht. Aber da bremst meine Ärztin etwas den Optimismus. Heilung? Man wird sehen. Und wenn‘s nur eine eklatante Besserung ist, dann ist es doch auch gut. Dann schauen wir, wie weit, und natürlich auch, wie weiter.

Der Plan steht. Bleibt nur noch die Frage, wie lange? WAS? FÜNF Wochen? Na wenn‘s hilft…

Es bleibt spannend

Frank Hebenstreit

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