Post (von) Covid VI

„Was halten Sie denn von einer Kur?“

In dieser vorsichtigen Frage der Frau Doktor liegt so viel. „Wenn‘s was bringt, viel, aber wie stelle ich sicher, dass es was bringt?“

Der Urlaub am Meer hat auch was gebracht. La Palma hat mir immens gutgetan, denn es hat endlich kleine Schritte nach vorne gegeben. Wir haben mit den Freunden wirklich tolle Stunden auf der Insel gehabt. Aber auch allein haben wir einiges erkundet und uns immer wieder Zeit genommen zum Atmen, Ruhe machen, Ausschlafen. Aber bei der Rückkehr war klar: Etwas besser, ja. Aber gesund? Keinesfalls.

Mit diesem Fazit ist die Frage meiner fröhlichen Doc einfach nur logisch. Und wie stelle ich das an, dass ich mich jetzt nicht noch älter und kränker fühle, als ich sowieso schon bin? Ähm gar nicht?

Halten wir fest, mit 53 bin ich nicht mehr wirklich das, was mann taufrisch nennt, aber das möchte ich irgendwie auch gar nicht mehr sein. Ein gewisses Maß an Attraktivität, Körper- und Kraftgefühl wäre allerdings noch schön. Is‘ aber nich! Also zumindest gerade nicht. Ich bin altes Eisen, krank und muss zur Kur.

Danke der Nachfrage – Ich nehme Tabletten!

Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass ich wohl nicht wirklich um eine Kur rumkomme. Und macht mich das wirklich alt und gebrechlich? Nur wenn ich mich selbst so bezeichne.
Also dann, frisch ans Werk. Ich nicke und bespreche mich mit ihr, was als Nächstes zu tun sein wird. Sie stellt mir einen Schein aus, den ich bei der Krankenversicherung einreichen soll. Als Privatversicherter mit Beihilfeansprüchen wird da einiges an Papierkram auf mich zukommen. Und das im digitalen Zeitalter.

Ich hab also gefragt, gesuchmaschined, gesprochen und zugehört. Kur mit Hund wäre schön, scheint aber nicht mit der Diagnose zu gehen. Nun gut. Ich brauche eine Klinik, die auch auf Post Covid spezialisiert ist. Aber das sollte sich doch machen lassen.

Dachte ich.

Die Anzahl der Kliniken, die auch diese Bereiche anbieten, ist gering, meist irgendwo komplett abgelegen. Andere liegen mitten in Ballungsgebieten und ich frage mich, ob jemand mit Atemwegsproblemen mitten im Ruhrgebiet wirklich gut aufgehoben sein könnte. Über einen Freund höre ich noch was von einer „wirklich guten Klinik“ in Sankt Peter-Ording. Na, da haben wir doch einen ‚wirklich guten‘ ersten Anhaltspunkt. Ich trage noch ein paar weitere zusammen und beschließe einfach mal die Liste abzutelefonieren.

Was auch immer mich dazu gebracht hat, mir zu denken, ich würde direkt bei der ersten oder zweiten Klinik zu einem Termin und einer Planung kommen, keine Ahnung. Wohlgemerkt: Ich rufe im Januar an, davon ausgehend, dass ich doch eigentlich medizinisch notwendig und dringend in eine Kur soll, damit sich mein Gesundheitszustand bessert.

DEZEMBER?“

„Ja, tut mir leid, einen früheren Termin kann ich Ihnen leider nicht anbieten!“

Was bringt es jetzt mit der freundlichen Dame am Telefon zu diskutieren. Terminplan ist Terminplan. Weiter geht’s.

„November?“ – „August?“ – „JANUAR? Ach so ’24“

Und so geht es die Liste längs.

„Mai? Dieses Jahr noch?“ – „Ja, das würde gehen.“

Die letzte Klinik auf der Liste scheint ein Treffer. Am Schluss bin ich wieder in Sankt Peter-Ording gelandet. Andere Klinik. Aber gut. Wenigstens Seeluft.

Mir werden alle Unterlagen zugesandt, ich möge doch bitte die Formalia mit Krankenkasse und Beihilfe klären, dann könne man auch direkt mit denen abrechnen.

Also dann. Eine Hürde genommen, es gibt einen Plan.

Erstens kommt es anders, zweitens als mensch denkt.

Es bleibt spannend.

Frank Hebenstreit

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