Weihnachten mit Cassy Carrington und der Welle 4711

Zu weihnachtlicher Musik machen wir an sich eher selten was. Wenn aber die gute Cassy Carrington mit einem Weihnachts-EP respektive einem Mini-Album aufwartet, nun dann müssen wir uns das eben doch mal genauer anschauen… ähh… anhören. „Hören“ ist, erneut, in der Tat ein passendes Stichwort, denn dass die ihre eigenen Texte singende Drag Queen gern mal den einen oder anderen Kniff in ihre Songs einbaut, haben wir schon des Öfteren festgestellt und festgehalten. Der ist mal bissig, mal packend emotional. So auch auf ihrem Weihnachtsradio.

aus „Weihnachtsradio“

Was Frisches

Erneut hat Cassy mit den Hamburger Produzenten Sebastian Treu und Stefan Rebelski zusammengearbeitet. Das Traum-Trio hat schon gemeinsam an Cassys wunderbarem Solo-Debütalbum Lichter in Neon gearbeitet (für das sie das Pop-Stipendium des Bundesverbands Popularmusik erhielt). Die kreative Energie ist auch dem Weihnachtsradio zu entnehmen, das neben sehr unterschiedlichen Musikstücken auch Moderationseinspieler von Cassy asl Sprecherin der Welle 4711 enthält, in denen sie die Songs angekündigt und kurz kommentiert. Hörer*innen können sich also rundum von Cassys warmer Stimme einlullen und den aktuell nasskalten, grauen Winteralltag einmal hinter sich lassen.

Im Opener, dem oben zitierten Titelsong, geht es poppig und augenzwinkernd zu. Eine feine Flucht vor all den altbekannten und nicht selten inhaltlich durchaus kritisch zu betrachtenden Weihnachtsklassikern. (Apropos: Wieso gibt‘s eigentlich keinen Aufschrei, wie entsetzlich „Do they know it‘s Christmas“ Klischees bedient und White Saviourism betreibt?) Zu „Weihnachtsradio“ gibt es ein aufwendiges, comicartiges Musikvideo – mitsamt einer Zeichentrick-Cassy – das zusammen mit dem Animationskünstler Lars Seiffert und der Kamerafrau Conny Beißler entstand. Einen Klassiker gibt aber auch Cassy zum Besten: Judy Garlands „Have yourself a Merry Little Christmas“. Die Aufnahme stammt bereits aus dem Jahr 2020 (zusammen mit Herrn Cosler) und ist eine intime Liebeserklärung an das Original, so Cassy.

Wir hören‘s auf Repeat

Intim geht es auch im gemütlichen und herzerwärmenden Kuschelsong „An kalten Tagen“ zu, der als Soloversion auf Lichter in Neon zu hören sowie eine Single-Auskopplung samt feinem Video ist. Nun singt Cassy das Lied gemeinsam mit dem Comedian und ihrem guten Freund Torsten Schlosser. Ein wirklich schönes Duett, das so noch einmal tiefer ins Herz geht, als das Solo es schon tat.

Kuschelig! // © Cassy Carrington

Mitten ins Herz triff auch der melancholische Jahresausklangssong „Zwischen den Jahren“, in dem es um Erinnerung und Verarbeitung eines Verlusts geht. Inhaltlich erinnert das Lied da ein wenig an „Tattoo“, wenn es auch ganz anders klingt.

So ist nach nur vier Songs und, dank der Einspieler, acht Tracks leider auch schon wieder Schluss. Wer weiß, vielleicht gibt es in den kommenden Jahren ja noch den einen oder anderen Weihnachtssong mehr – immerhin ist Cassy Carrington seit mittlerweile zehen Jahren mit ihrer Weihnachtsshow unterwegs. Aber ob weihnachtlich oder nicht: Wir freuen uns immer über musikalischen Nachschub der „Kölner Queen of Christmas“.

„Weihnachtsradio“ könnt ihr auf diversen Portalen streamen und kaufen.

QR

PS: Zwei Weihnachtsalben seien noch empfohlen: Cher hat mit ihrem ersten, simpel Christmas genannten X-Mas-Album tanzbare und sehr unterhaltsame Weihnachten eingesungen. „DJ Play a Christmas Song“ ist ein feiner Opener und klingt besser, als es bei Wetten dass…?! den Eindruck machte. Unterhaltsam geht‘s auch auf Matt Rogers Have You Heard of Christmas?, das auf dem gleichnamigen Bühnenprogramm aus dem Jahr 2022 basiert, zu.

Im Opener „Also it‘s Christmas“ geht‘s ums Feiern und Vögeln, in „Lube for the Sleigh“ steht die Frage im Raum, warum Santa so viel Gleitgel für seinen Schlitten braucht, „RockaFellaCenta“ ist gemeinsam mit Bowen Yang eine Hommage an Saturday Night Live und die neue Queerness des Formats, bei „Hottest Female Up in Whoville“ spricht der Titel für sich und „Immah Have Your Back (This Christmas)“ singt Rogers gemeinsam mit Leland und VINCINT über den schwierige Familienweihnachten, Unterstützung, Sichtweisen und Vergiftungen verschiedener Art. Sehr geiles und gayes Album.

Cassy Carringtons „Weihnachtsradio“ wie auch Matt Rogers‘ „Also it‘s Christmas“ findet ihr natürlich in unserer QUEER SOUND-Playlist auf Spotify.

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