Ho-ho-ho-hoe-hoe

Beitragsbild: Nachdem Sin-Dee Rella (Kitana Kiki Rodriguez) von ihrem Freund und Zuhälter betrogen wurde, schaut sie ganz genau hin… // © rbb/Magnolia Pictures

Weihnachten auf dem Straßenstrich in Los Angeles: Frisch aus dem Gefängnis entlassen, muss die trans*Sexworkerin Sin-Dee Rella (Kitana Kiki Rodriguez) von ihrer besten Freundin Alexandra (Mya Taylor) erfahren, dass sie ihr Freund und Zuhälter mit der Cis-Frau Dinah (Mickey O‘Hagan) betrogen hat. Sin-Dee tickt aus und will Chester (James Ransone) zur Rede stellen. Zusammen mit Alexandra jagt sie durch die Straßen von Hollywood, um die beiden Missetäter*nnen zu finden…

Gute Laune, Aufrichtigkeit und poppige Queerness

…neben ein, zwei weiteren Nebenhandlungen, beispielsweise jener um den Taxifahrer Razmik (Karren Karagulian) und seine abstrusen Fahrgäste sowie seiner eigenen Suche, die ihn mit Alexandra und Sin-Dee zusammenführen soll, oder jener um Alexandras Gesangsshow, für die sie fleißig trommelt, ist die Suche nach dem betrügenden Möchtegern-Hardcore-Pimp Chester, schon alles, was Tangerine L.A. von Regisseur Sean Baker an Handlung auffährt. Und es reicht vollkommen aus, um diesen nur mit dem iPhone (5S) und zumeist an Originalschauplätzen am Santa Monica Boulevard mit der Highland Avenue gedrehten Film vollends auszufüllen.

Alexandra (Mya Taylor) hat eigentlich den Wunsch, Sängerin zu werden // © rbb/Magnolia Pictures/Augusta Quirk

Statt dass die (Neben-)Figuren zu seichten oder gar lächerlichen Schenkelklopf-Schablonen werden, trägt Tangerine L.A. das Herz am rechten Fleck und die schwindelerregendnen Wortgefechte unter glutrotem Himmel sowie ständige Bewegung gepaart mit authentisch-herzlichen Momenten machen diesen Weihnachtsfilm über Freundschaft, Liebe, Betrug und Suchen auch im Sommer zu einem Must-See. Gute Laune, Nachdenklichkeit und poppige Queerness sind garantiert.

Zurecht gefeiert

Zurecht wurde Tangerine L.A., der eine wilde, bunte und brutal-ehrliche queere Screwball-Comedy mit ganz viel Herz auf dem Sundance-Filmfestival stürmisch gefeiert. Ebenso ist der Film, dessen Soundtrack sich Baker vorrangig auf Soundcloud zusammensuchte, der erste, für den eine Oscar-Nominierungskampagne für trans*Schauspielerinnen gefahren wurde.

Sin-Dee Rella (Kitana Kiki Rodriguez, l.), Chester (James Ransone) und Alexandra (Mya Taylor, r.) stehen vor ihrem Treffpunkt, dem Donut-Laden – der Schaltzentrale von Mega-Pimp Chester // © rbb/Magnolia Pictures

Kitana Kiki Rodriguez und Mya Taylor geben in der Tat eine famose Leistung ab, was insbesondere beachtlich ist, wenn mensch bedenkt, dass sie nicht wirklich über Schauspielerfahrung verfügten. Regisseur Sean Baker traf sie in einem LGBTQ*-Zentrum an erwähntem Santa Monica Boulevard. Die Chemie zwsichen den beiden Hauptdarstellerinnen stimmte und dass persönliche Geschichten und Erlebnisse Einzug in diese wunderbare queere Dramedy fanden, gibt Tangerine L.A. noch einen beinahe semi-dokumentarischen Einschlag.

Also: Unbedingt einschalten, wenn der rbb Film heute Abend um 22:45 Uhr als einzigen nicht-europäischen Film zum Abschluss der diesjährigen rbb QUEER-Reihe zeigt – dies ist insbesondere angeraten, da Tangerine L.A. im Anschluss nicht in der Mediathek verfügbar sein wird.

AS/PM

Sin-Dee Rella (Kitana Kiki Rodriguez, re.) und Alexandra (Mya Taylor) auf dem Straßenstrich in Los Angeles // © rbb/Magnolia Pictures

Der rbb zeigt Tangerine L.A. am Dienstag, 15. August 2023, um 22:45 Uhr – der Film wird nicht in die Mediathek kommen. Mit Tangerine L.A. schließt der rbb die diesjährige rbb QUEER-Reihe ab.

Tangerine L.A.; USA 2015; Regie: Sean Baker; Buch: Sean Baker, Chris Bergoch; Bildgestaltung: Sean Baker, Radium Cheung; Musik: Matthew Smith (Music Supervisor; Darsteller*innen: Kitana Kiki Rodriguez, Mya Taylor, Karren Karagulian, Mickey O‘Hagan, James Ransone, Alla Tumanian, Luiza Nersisyan, Clu Gulager, Ana Foxxx, Ian Edwards, Josh Sussman; Laufzeit ca. 88 Minuten; FSK: 16

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