Lebe und reise bunt

Lebe bunt ist nicht nur Titel eines Songs von Eloy de Jong, dessen Message wir gern folgen, sondern ein Lebensmotto, das, wenn auch nicht an die Küchenwand, so doch ins Herz gehört. Wie bunt auch die uns umgebende Welt ist, zeigt der von lonely planet herausgegebene kompakte Band Die Farben der Welt. Eine überraschende Bilderreise zu den buntesten Orten unserer Erde (erschienen im Bruckmann Verlag), der neben vielen tollen Bilder auch einiges an spannenden Informationen bereithält und in der Tat zu überraschen weiß.

Da sehen wir rot: Eine Frau läuft den Torbogen des Shinzo-Hie Schreins entlang; Tokio, Japan, aufgenommen am 27. Februar 2015 // © Fotogen / Shutterstock

Bekanntes und Abseitiges

„Farben haben Signalwirkung, manchmal als Einladung, manchmal als Warnung“ schreiben die Herausgeber*innen in ihrer Einführung zu Farben der Welt und wer würde dem widersprechen wollen, wenn sie als Beispiel doch gleich die hübschen und äußerst tödlichen Pfeilgiftfrösche Zentral- und Südamerikas nennen, die wir uns bei der Farbe blau ansehen können. Etwas, das, wie wir erfahren, bei einer Größe von nur 3 cm im brasilianischen Tumucumaque-Nationalpark eher schwierig werden dürfte.

Orange: Springböcke vor eindrücklicher Kulisse im Namib-Naukluft-Nationalpark in Namibia // © Hannesthirion / Getty Images

Nicht nur zum Pfeilgiftfrosch gibt es etwas zu erfahren, sondern auch zu den anderen der etwa 400 ausgewählten Plätze und Phänomene, ob eher Bekanntes wie Japans Kirschblüte, Löwenäffchen, Bier und damit das Oktoberfest, Polarlichter, Machu Picchu oder die Eishöhlen von Vatnajökull oder ein wenig Abseitiges wie hellrosafarbene Seefedern, die Kunstbahnhöfe der Metro Napoli in Neapel, traditioneller griechischer Salat, die kolumbianischen chiva-Busse, die weniger bekannten Hainblumen im Hitachi-Küstenpark Japans oder die roten Fischerhütten in den norwegischen Lorfoten, die im krassen Kontrast zum einschüchternden Svolværgeita-Berg stehen. Ein ausführliches alphabetisches Register sorgt dafür, nicht nur farblich den Überblick zu behalten.

Zwölf faszinierende Farbwelten

Dass das Buch verlagsseitig mit „Malen nach Zahlen kennt jeder. Aber Reisen nach Farben?“ beworben wird, ist so erheiternd wie zutreffend: Die Bandbreite der Orte, Speisen, Tiere und (Natur-)Phänomene in den zwölf Kapiteln für zwölf Farbwelten (rot, orange, gelb, grün, blau, lila, rosa, Kaleidoskop, gold, silber, weiß und grau) ist so weit wie abwechslungsreich und in der Tat steigt die Lust, sich doch einmal wieder nach Japan zu begeben, die Wanderung der Weihnachtsinsel-Krabben zu beobachten, die endlos langen Lavendelfelder in der Provence zu bestaunen, dem Manneken Pis die Aufwartung zu machen, spielende Kaiserpinguine im Nationalreservat Punta Tomba in Argentinien zu bewundern oder einmal den lilafarbenen Mais Südamerikas zu probieren.

Blauer (gefährdeter) Klassiker: Das Great Barrier Reef in Australien. Wasser ist übrigens unglaublich reich in seinen verschiedenen Farbgebungen // © Superjoseph / Shutterstock

Für derlei Pläne ist es übrigens hilfreich, dass die Macher*innen von Die Farben der Welt bei ihrer Auswahl auch den einen oder anderen Hinweis geben, wie dieser oder jener Ort zu erreichen ist, so beispielsweise der so genannte Diamantstrand in Jökulsárlón, Island, der „von Reykjavik aus nach einer spektakulären fünfstündigen Fahrt, die über den südlichen Teil des besten Rundwegs der Welt führt“ angesteuert wird. Auch Warnhinweise finden sich im Buch: Etwa beim Trolltunga in Norwegen nicht unbedingt an der Spitze der Zunge zu chillen, sind doch durchaus schon so manch Übermütige runtergefallen.

Staunen für Augen, Herz und Hirn

In vielen der kleinen Texte gibt es neben Landes-, Arten- oder Speisekunde auch so manch eine Anekdote vermittelt, wie jene zur wirtschaftlichen Wichtigkeit der Granatapfelernte im Nahen Osten, den Yeomen Wardens im Tower of London oder zur ersten Pride-Parade in Manchester, Tennessee, im Jahr 2019. Weniger schön, aber umso notwendiger, ist der Hinweis auf die verheerenden Buschfeuer in Australien bei den süß dreinschauenden Koalas auf Kangaroo Island. 

Gelb (oder doch schon gold?): Die Festung von Jaisalmer in Indien // © Olena Tur / Shutterstock

Etwas, das uns besonders freut, ist, dass der Band die Farb- und Artenvielfalt der Tierwelt eindrücklich abbildet und besonders unsere gefiederten Freunde mannigfaltig vorkommen dürfen. Ob ein rosafarbenes Kakaduweibchen, Galah genannt, erwähnte Kaiserpinguine, die gelben Zwergspinten im Lake-Manyara-Nationalpark in Tansania, der amerikanische Rotkardinal, ein Hyazinth-Ara-Pärchen im brasilianischen Pantanal-Matogrossensee-Nationalpark, der Blaufußtölpel auf den Galapagosinseln oder der faszinierende Felsenhahn im Naturschutzgebiet Zentral-Suriname – der kleine Abriss der außergewöhnlichen Vielfalt der Arten und Spezies weiß zu beeindrucken.

Die pinkfarbenen Flamingos im Lake-Nakuru-Nationalpark in Kenia // © Anna Om / Shutterstock

Wie der ganze Band nicht nur viel zum Staunen für die Augen, sondern auch Herz und Hirn bietet, trägt er durch die zahlreichen Fotos und die zusätzlichen Informationen doch auch zum Auffrischen und Ergänzen unseres Wissens bei. Die Farben der Welt, im Grunde ein Buch für alle Stimmungen eines auch mal weniger bunten Alltags, sei also dringend empfohlen.

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lonely planet: Die Farben der Welt. Eine überraschende Bilderreise zu den buntesten Orten unserer Erde; 1. Auflage, Mai 2021; Hardcover, gebunden; 184 Seiten; 22,3 x 22,6 cm; ca. 200 Farbabbildungen; ISBN: 978-3-7343-2162-7; Bruckmann Verlag; 22,99 €

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