Post (von) Covid VII

Um an dieser Stelle mal wieder die eine oder andere Plattitüde zu bemühen: Wenn Du das Universum zum Lachen bringen willst, mach Pläne. Oder versuch zumindest einen Plan zu haben, der Dir die nächste Zeit etwas Stringenz bringt.

Wir erinnern uns, ein Kur-Platz war gefunden. Und die Anmeldung sollte kurzfristig erfolgen, nur noch die Kostenträger müssten zustimmen. In meinem Fall Beihilfe und private Krankenversicherung.

Also dann, hopp hopp. Als alter Verwaltungshase sollte ich das mit den Formularen doch in absehbarer Zeit auch schaffen. Habe ich auch. Allerdings wird mir da echt angst und bange. Die Masse der Formulare aus der Klinik ist gewaltig, meine kognitive Störung aber auch. Immer wieder muss ich abbrechen, weil ich nicht verstehe, was ich da lese. Was die von mir wollen, oder von wem. Das gibt’s doch gar nicht. Ich bin Verwaltungsspezialist. Ich sollte doch diese Drecksformulare verstehen und ausfüllen können.

Aber es bringt nix, ich schaffe es nicht, das an einem Tag fertig zu machen. Mehr als einmal muss ich pausieren, nach dem dritten Anlauf gebe ich entnervt auf. Jetzt mal ehrlich: Habe ich wirklich noch einen weiteren Beweis gebraucht, dass ich nicht arbeitsfähig bin? Offensichtlich. Aber den habe ich bekommen, mit voller Breitseite und demotivierend par excellence. Na danke.

Beim Abendessen versucht der Mann mich aufzubauen. Dafür liebe ich ihn sooooo sehr. Aber hilft auch objektiv nix, denn die Formulare müssen raus. Also am nächsten Tag wieder ran. Und siehe da, ich komme weiter. Wenn auch nur mit Mittagschlaf und Pausen. Aber ich komme weiter.

Bis zum Briefkasten komme ich auch. Und damit ist die Motivation durch. Die Beihilfestelle und die private Krankenversicherung möchten auch was wissen. Also nicht nur was, sondern eher einiges, … also einiges vieles… Massen. Wenn ich jetzt könnte, ich würde den Kopf in den Sand stecken und einfach warten, bis es vorbei ist. Oder?

Ach Moment… was vorbei? Die Frist zur Antwort? Kommt ‘n neues Schreiben… „Vermutlich ist Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, dass…“ Ergibt also keinen Sinn. Mein Post-Covid? Keine Ahnung, wie lange das noch dauern soll, aber die Zeit sollte mich dann lehren, einige Zeit! Auch keine pragmatische Lösung.

Na dann. Ein Blatt nach dem nächsten und immer wieder neu. Dieses Blatt und jenes Blatt und dann das nächste. So vergehen ein paar Tage, bis ich am Ende eines Stapels angekommen bin, den ich im Büro in guten Zeiten montagvormittags bearbeitet hätte. VOR dem Frühstück. Aber gut. Mehr geht halt nicht.

Und so nehme ich schlussendlich meinen Papierkram für die Krankenkasse, die Beihilfe und dann auch noch den Amtsarzt (ja, jaaa, jaaaa) und gebe ihn in die Post. Yeah!

Damit ist ein Meilenstein gepackt. Und doch fühle ich mich matt, ausgelaugt und schwer. Statt eines Feiersektes beschließe ich, den Mittagschlaf heute schon auf 12:00 Uhr vorzuverlegen und lege mich hin. Ein bisschen kommt es mir trotz der geschafften Korrespondenz wie ein Versagen vor.

Am Nachmittag nehme ich mir vor, endlich mal wieder etwas Aufwändigeres zu kochen. Aber dazu schlafe ich heute zu lange. Also bleibt es bei einem Spaghetti-Gericht. Manchmal reichen die einfachen Sachen und bringen dann die Zufriedenheit. Aber in meinem Kopf bleibt das zweite „Versagen“ des Tages ebenso gespeichert, wie das erste.

Zum Dessert hat der Gatte mir dann doch mal den Kopf zurechtgerückt.

„Hast Du sie noch alle? Versagen? Ist es nur, wenn Du es als das bezeichnest. Guck Dir doch bitte mal an, wie schlecht es Dir geht. Da kannste doch nicht erwarten, dass von jetzt auf gleich alles funktioniert. Also bitte. Du hast den ganzen Stapel geschafft, und das vermutlich schneller, als Du im Oktober oder November gewesen wärst. Meinste nicht?“

Der Gatte

Hach, auch für sowas liebe ich ihn. Wenn ich dann doch mal den Bezug zur Realität verlier‘, dann holt er mich doch auch gern auf den Boden der Tatsachen zurück. Und recht hat er damit auch noch, das gebe ich aber mal nicht gleich unumwunden zu. Sonst kommt er noch auf dumme Gedanken. Aber ja, wenn ich darüber nachdenke, diesen Stapel im Oktober oder November zu bearbeiten, das hätte ich nicht geschafft. Gar nicht. Jetzt so Ende Januar ging‘s dann doch ganz ok, im Vergleich.

Kleiner Spoiler? Kur wurde nix… Aber das kommt nächstes Mal.

Es bleibt spannend.

Frank Hebenstreit

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