Wo die Liebe hinfällt 

Da kann behauptet werden, was will: Wir können uns nicht aussuchen wen wir lieben. Unterdrücken, ja. Verdrängen auch. Aber am Ende ist da, was da ist. Punkt. Recht eindrücklich wird das in Something Like Summer von David Berry thematisiert. Der Film, geschrieben von Carlos Pedraza, setzt sich mit vermeintlicher Liebe, Konservatismus, Homofeindlichkeit und dem falschen Leben auseinander. Dabei ist nicht jeder Punkt ein Treffer, alles in allem ist die Gay-Romance aber doch ein sehr aufrichtiger Sommerfilm — mit Musicalelementen.

Eine lange Dekade

Die dank des Hauptdarstellers Grant Davis, der Ben, den einzigen offen schwulen Schüler seiner konservativen Highschool in Texas spielt, auch gut funktionieren. Der junge Mann kann singen. Da ist es auch zu entschuldigen, dass er eindeutig zu alt ist, um einen Schüler zu spielen. Dafür gibt es allerdings keine Umbesetzungen in Something Like Summer, der über einen Zeitraum von einer guten Dekade spielt und den PRO FUN Media in Deutschland an den Start brachte.

Nimm ein Bad jetzt // © PRO-FUN MEDIA

Alles beginnt damit, dass Ben „Blue Shoes“ aka Tim (Davi Santos) anhimmelt. Doch scheint das vergeblich, wie auch Bens beste Freundin, Allison (Ajiona Alexus), ihm klar zu machen versucht. Immerhin ist Tim doch so richtig hetero. Oder? Ben stalkt ihn und kommt ihm bei einem womöglich nicht ganz versehentlichen Unfall näher. Am Ende pflegt er den Highschool-Jock und schnell wird klar: Die Anziehung ist beiderseitig…

Trennung auf Umwegen

…doch natürlich kommt es zu Problemen. Ob den homophoben, verkappten Schwulen (Tristan Decker) oder die hart religiösen Eltern Tims (Quigley Provost-Landrum, Greg James), ihre aufkeimende Liebe einfach selbstverständlich ausleben, das können die beiden Jungs so erst einmal nicht. Das wird natürlich ein großes Problem. Ben möchte sich nicht verstecken, Tim hingegen kann es sich gar nicht anders vorstellen.

Neue Liebe mit Jace // © PRO-FUN MEDIA

So trennen sich ihre Wege recht plötzlich, als Ben zum Studium seine Heimatstadt verlässt.  Er kehrt erst für eine Beerdigung zurück. Und lernt auf dem Flug nach Hause den Steward Jace Holden (Ben Baur, Hunting Season) kennen. Die beiden werden flugs ein Paar — doch Eifersucht ist ihr ständiger Begleiter. Erst recht, als Tim erneut ins Leben von Ben tritt — und sich vorgenommen hat, ihn um jeden Preis zurückzugewinnen…

Eifersucht und ein wenig Kitsch

…hier wirkt Something Like Summer manches Mal wie eine etwas seltsame Mischung aus Gossip Girl, Love, Victor und Auf das mit uns. Wenn letzterem auch die Eifersucht völlig abgeht, was unserer Herausgeber Hans in seiner Rezension zum Young-Adult-Roman kritisiert. In dieser schwulen Romanze gibt es wiederum eher ein Zuviel an Eifersucht. Da denkt mensch sich manches Mal so: Redet doch in Ruhe miteinander…

Können nicht voneinander lassen: Ben und Tim // © PRO-FUN MEDIA

…apropos reden: Manch ein Dialog ist durchaus eher cringe. Da Something Like Summer, der sogar auf dem Durban Gay & Lesbian Filmfestival in Südafrika gezeigt wurde, jedoch jederzeit anzusehen ist, dass es sich um ein Herzensprojekt handelt, ist das irgendwie gar schon wieder putzig. Zwar ist es manches Mal ein wenig irritierend, dass die Geschichte nicht zu wissen scheint, ob sie eher Drama oder doch ein Feelgood-Movie sein will, doch auch das ist verzeihlich. Wenn auch der Soundtrack an mancher Stelle einen Ticken zu dick aufträgt und stark an das Hauptthema von Magnolien aus Stahl erinnert. 

Dessen unbenommen ist Something Like Summer, der auf der Something Like…-Buchreihe von Jay Bell basiert, durchaus eine Empfehlung. Wenn er mit beinahe zwei Stunden auch deutlich Überlänge hat. Dennoch gibt es hier viel zu mögen und wenig zu Bedauern. Außer möglicherweise, dass wir nicht mit einer Fortsetzung rechnen sollten. 

AS

Something Like Summer; USA 2017; Regie: David Berry; Drehbuch: Carlos Pedraza, basierend auf Something Like Summer von Jay Bell; Kamera: David Berry; Musik: Cian McCarthy; Darsteller*innen: Grant Davis, Davi Santos, Ben Baur, Ajiona Alexus, Jana Lee Hamblin, Ron Boyd, Tristan Decker, Madisyn Lane, Chip Sherman, Quigley Provost-Landrum, Greg James; Laufzeit: 115 Minuten; FSK: 12; PRO-FUN MEDIA Filmverleih

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