Treffen sich zwei alte weiße Männer, eine rosarote Prinzessin und eine leckere Spinne…

…da wird‘s wohl ganz weihnachtlich! Klingt doch irgendwie ein wenig nach Patchwork-Familie, oder? Wir jedenfalls haben mal drei Kinderbücher mit winterlich-weihnachtlichen Geschichten zusammengepappt. Dabei begegnen wir in einem echten Klassiker von Kathrin Siegenthaler und Marcus Pfister dem Nikolaus und seinem Packerl-Knecht, in einem werdenden (Merchandise-)Klassiker von Monika Finsterbusch der Prinzessin Lillifee und zu guter Letzt reichern die schreibende Schauspielerin Diana Amft und die Illustratorin Martina Matos eine niedliche Geschichte um die kleine Spinne Widerlich mit etwas Back– und Bastelwerk an.

Also – Ho, ho, let‘s go!

Prinzessin Lillifee – Ein Wintermärchen voller Fragen

Wie habe mich diesem Phänomen trotz der überbordenden Präsenz bisher entziehen können? Wieso übt Prinzessin Lillifeee – Ein Wintermärchen (erschienen im Coppenrath Verlag) eine nicht geringe Faszination auf mich aus? Liegt es daran, dass die von plötzlichem Schnee im Herbst, einem mysteriösen Fuchs und einer vermeintlichen Hexe aber doch Fee mit Pfefferkuchenanwesen handelnde Geschichte so erstaunlich rund daherkommt? Dass sie weit besser geschrieben ist, als so manche Story in der Weihnachts-Krimi-Anthologie Wichtel, Wunder, Weihnachtsmord (von einem unfeinen Grammatikfehler abgesehen) und damit auch eine feine Leseschule ist?

Klassisches Hexenhaus? // © Monika Finsterbusch/Coppenrath Verlag

Womöglich macht‘s auch die aufwendige Gestaltung mit Hochprägung, Glitter and Gold? Andere Sache: Wieso muss ich bei Iwan dem Igel und Olga der alten Eule irgendwie denken, dass die in Anbetracht des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine mit Sanktionen belegt werden sollten? Wieso ist nicht das selbstbestimmte Einhorn Rosalie Herrin des Hauses? Heißt das Schwein namens „Pupsi“ in einer englischsprachigen Version Pig Poop? Wieso bekomme ich diesen „Lillifee Dance“ nicht mehr aus dem Kopf? Wieso entdeckte ich bei neuerlichem Blättern immer wieder feine Details in den Illustrationen, die wirken, als hätte mensch einen Weichzeichner drübergelegt? Wieso möchte ich immer wieder über die Seiten streichen? Wieso möchte ich mich der Aufforderung „Sei lieb zu diesem Buch!“ anschließen? Fragen über Fragen. Es soll bei diesem Wintermärchen bleiben. Zu groß die Sorge, der Lillifee-Sekte zu verfallen. Allen anderen: Das Buch wird geliebt werden.

Bunte Truppe // © Monika Finsterbusch/Coppenrath Verlag

Monika Finsterbusch: Prinzessin Lillifeee – Ein Wintermärchen; September 2023; 36 Seiten, durchgehend farbig illustriert; Hardcover mit Glitter, Hochprägung und Goldfolie; Format: 20,2 x 24,6 cm; ISBN:978-3-649-64533-7; Coppenrath Verlag; 14,00 €; Altersempfehlung ab 3 Jahren

Traumschön: Vom Holzfäller zum Knecht

Sehr viel klassicher, ja manche mögen gar sagen gemütlich-altbacken, geht es in Kathrin Siegenthalers und Marcus Pfisters Klassiker Wie Sankt Nikolaus einen Gehilfen fand zu. Wie der Titel schon nahelegt geht es in der 1987 erstmals im NordSüd Verlag veröffentlichten Geschichte darum, wie der Nikolaus zu seinem Knecht Ruprecht kam. Ein einsamer Holzfäller wohnt am Waldesrand und kommt nur ins Dorf, wo die Menschen sich naturgmäß das Maul über ihn zerreißen, um sein Holz zu verticken.

Huzzah! // © Marcus Pfister/NordSüd Verlag

Eines Tages kommt der Nikolaus vorbei und wärmt sich bei Tee (mit Schuss? Bestimmt… seien wir mal erhlich!) bei ihm auf. Anschließend verliert er auf dem Weg ins Dorf all seinen Kram, der Sack hat nämlich ein Loch. In bester Paketboden-Manier sammelt der Holzfäller, von allen nur Knecht Ruprecht genannt, alles ein, gibt‘s dem Nikolaus, der ihn prompt anstellt. Eine so simple wie für Kinder sicherlich zauberhafte Geschichte, auch, da sie die (christliche) Moral der Nächstenliebe gut verkauft. Da haben die Eltern was zu erzählen. Die Zeichnungen von Marcus Pfister (Der Regenbogenfisch, So oder so – Einfach Pinguin sein) sind sehr weich und wirken beinahe wie in einem Traum gesehen.

Neuer Job und neuer Mantel für den Knecht Ruprecht // © Marcus Pfister/NordSüd Verlag

Eine solide Geschichte also mit der sicherlich richtigen Message, uns allerdings ein wenig zu betulich und das Dorf wirkt doch eher, als sollte dort einmal der Krampus durchgeschickt werden.

Kathrin Siegenthaler, Marcus Pfister: Wie Sankt Nikolaus einen Gehilfen fand; 23. Auflage 2023; 32 Seiten, durchgehend farbig illustriert; Hardcover; Format: 21,5 x 28,7 cm; ISBN: 978-3-314-10123-6; NordSüd Verlag; 17,00 €; Altersempfehlung ab 4 Jahren

Die leckere Spinne Widerlich

Vor kurzem stellten wir euch Tatort Weihnachten vor, eine Krimi-Anthologie mit Rezepten. Dass für diese zuerst nicht unbedingt gemordet werden muss, können wir in Die kleine Spinne Widerlich – Wundervolle Winterzeit – Sonderausgabe zu Weihnachten mit leckeren Rezepten und tollen Bastelideen von Diana Amft (Text) und Martina Matos (Illustrationen) erfahren. Im siebten Band der im Baumhaus Verlag erscheinenden Spinne-Widerlich-Reihe entdeckt die kleine Spinne gemeinsam mit Mini-Spinni so einiges Faszinierende am Winter.

Wintermarkt und Kakao bei Tante Igitte gehören zum Wintertag // © Martina Matos/Diana Amft/Baumhaus Verlag

Das Buch, das das lehhreichste der drei aufgeführten Kinder- beziehungsweise Bilderbücher ist, vermittelt unterhaltsam und beinahe spielerisch unter anderem, wie Schnee entsteht (Onkel Langbein erklärt), was es mit Zugvögeln auf sich hat und wieso Amseln, Meisen und Spatzen zu den Wintervögeln gehören (weitergegebenes Wissen von Tante Igitte) und warum Kunstwerke aus Eis was Tolles sind (die kunstsinnige Spinne Miro weiß Bescheid). Die niedlichen, detailreichen Illustrationen von Matos runden diesen von Amft für ihre kleine Spinne erdachten ereignisreichen Tag ab.

Plätzchenbacken bei Oma Erna // © Martina Matos/Diana Amft/Baumhaus Verlag

Für große und kleine Freund*innen der Spinne dürften auch die Rezepte fein sein. Mamas Winter-Smoothie mit Mandarinen, Banane, Joghurt und Honig ist (auch durch die Haut der Mandarinenstücke) im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, aber doch sehr lecker – und gesund. Ein Ausgleich also zu Tante Igittes warmem Kakao mit Marshmallows oder Punkis Schneeball Cookies. Zu Basteln gibt‘s unter anderem eine Fliegenpilz-Laterne, Weihnachtskarten oder eine Futterstelle für Gartenvögel. Ein sehr schönes Buch!

Diana Amft (Text), Martina Matos (Illustrationen): Die kleine Spinne Widerlich – Wundervolle Winterzeit – Sonderausgabe zu Weihnachten mit leckeren Rezepten und tollen Bastelideen; September 2023; 48 Seiten, durchgehend farbig illustriert; Hardcover; ISBN: 978-3-8339-0796-8; Baumhaus Verlag; 16.90 €; Altersempfehlung ab 4 Jahren

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