Von Entschuldigungen und verletztem Stolz

ACHTUNG: Enthält einige Spoiler zum Ablauf der Folge. 

Im PS unseres Textes zur vierten Folge der Charming Boys beim RTL+ schrieben wir, dass sie sich anfühlte wie der erste Teil einer Doppelfolge. So unrecht sollten wir damit gar nicht haben. Denn natürlich ist der (primär von Kevin angezettelte) Konflikt mit Basti noch nicht ausgestanden. Nein. Der leidet unter der Sonne Koh Samuis arg unter der Nachwirkungen des Vorabends. Vladi tröstet ihn ein wenig und am Ende tritt Basti vor die Gruppe, um zu erläutern, wie sehr ihn, der diverse harte Ausgrenzungserfahrungen durchgemacht (und diese bereits bei Prince Charming erläutert hatte) hat, getriggert hat, was Kevin und Co. (aka Martin) getan haben.

„Ich bin nun mal so“

Dies natürlich ohne jemanden namentlich zu nennen. Aaron meint dazu, dass sicher jeder in der Villa bereits Opfer von Ausgrenzung war und die Jungs gerade deshalb keine Umgebung schaffen sollten, in der es zu so etwas komme (er hat ja keine Ahnung, was ihn noch erwartet!). Martin fühlt sich sichtlich angesprochen (O-Ton: „Ich weiß nicht, was ich gerade denken oder fühlen soll…“ Uhm… wie wär’s mit Reue?!), wirkt schlussendlich aber ehrlich betroffen. Kevin hingegen… nun ja. Zuvor versucht Vladi diesem noch während eines Vier-Augen-Gesprächs ein wenig ins Gewissen zu reden. Doch wozu in einen leeren Raum reden, nicht wahr?

Basti weint // © RTL

Das Ende vom Lied des Leids: Martin entschuldigt sich einigermaßen aufrichtig, wenn auch etwas seltsam begründet bei Basti. Er sei eben verletzt gewesen, dass Basti sich für Vladi entschieden habe, weil ja auch Martin Interesse habe — der stand doch aber gar nicht zur Wahl. Hätte Basti die Krawatte ins Gras werfen und bocken sollen? Aaaaanyyyywaaayyy. Nachdem Kevin wohl mitbekommen hat, dass er nun keinen Blumentopf mehr mit Basti als seinem Opfer gewinnen kann, „entschuldigt“ auch er sich mit einer Nummer à la „hab dich mal nicht so.“

Awkward deluxe

Dass Basti hier im Confessional sagt, er nehme das so an, brauche aber Zeit und würde sich erstmal anschauen, wie Kevin sich verhält, ergibt da nur Sinn und ist richtig. Derweil ist Lukas, der doch irgendwie mit Aaron verbandelt ist, zu einem Blind-Einzeldate unterwegs und befürchtet Schlimmes. Geneigte Zuschauer*innen mögen wissen oder zumindest ahnen, wer ihn hier erwartet. Es ist der unübertrefflich unausstehliche Maurice aus der dritten Prince Charming-Staffel, der eine gewisse Zeit mit Prince Kim zusammen gewesen war und nun noch furchtbarer ist, als in der Sendung damals. Ja, is’ so, das geht. (Ein süßer Moment, als Nik, der noch immer mit Philippe „vercoupelt“ ist, diesen beiläufig-vertraut aufklärt, wie garstig und kalkuliert Maurice seine Konkurrenz damals schlecht gemacht hat.)

Martin (l.) und Kevin sind irritiert // © RTL

Nun hocken also zwei Ex-Freunde bei einem Date. Natürlich funkt es nicht, sondern es gibt nur ein wenig Gossip, das Maurice’ Neugierde befriedigen soll. Ab in die Villa und wir erfahren, dass Maurice und Aaron einander kennen (weiß mensch eigentlich eh, Social Media und so) und auch mal rumgemacht haben — auch keine Überraschung eigentlich. Maurice bekundet tiefergehendes Interesse an Aaron, der will nichts versprechen und sagt ihm gar am nächsten Tag, dass er sich voll und ganz auf Lukas konzentrieren wolle — und denkt wirklich, dass Maurice das gefasst aufgenommen hätte…

„Der CEO of verletzter Stolz“

…da hat er ihm wohl nicht so recht ins Gesicht geschaut, in dem mehrere Gefechte parallel zu laufen scheinen. Als es am Abend eine solide Party gibt, nutzt Maurice die erste Möglichkeit um Maurice zu sein und versucht einen derben, monster-plug-großen Keil zwischen Lukas und Aaron zu treiben. Zuvor hatten Aaron und Basti kinky rumgewitzelt und vielleicht hat der eine dem anderen in den Mund gespuckt… Herrje… in Berlin nennen wir das samstagabends U-Bahn fahren. Martin schließt sich dem Spaltversuch an, will er doch unbedingt Basti erobern. 

So halb gelingt das, irgendwie aber auch nicht. Jedenfalls streiten sich Aaron und Maurice, wobei beide ein wenig oder ein wenig mehr schwindeln. Das muss man Maurice lassen: Manipulieren und Worte sowie Situationen verdrehen kann er. Dazu gehört schon ein wenig Hirn und Blick für Menschen. Das alles ist definitiv unterhaltsamer als es die letzten zwei Folgen gewesen sind.

„Was stimmt mit euch allen nicht, ey?!“

Und doch stellt sich die Frage, was das nun noch großartig mit einer Dating-Show zu tun hat? Eher fühlen wir uns an andere Reality-TV-Formate wie Promis unter Palmen (abzüglich der Spiele) oder die Real Housewives erinnert. Primär geht es hier aktuell ums Trinken, Feiern und dann besoffenes Streiten. Das liegt nun nicht ausschließlich an den sogenannten Charming Boys in der thailändischen wilden Villa wider Willen, sondern natürlich auch an der Produktion, die uns eben diese — wie erwähnt unterhaltsamen — Bilder zeigt, statt jene, in denen womöglich Nik und Philippe vertraut quatschen oder Rudi und Sebastian vielleicht innig kuscheln. 

Basti (r.) hat den Boys etwas zu sagen // © RTL

Ebenso wusste das Team hinter Charming Boys natürlich, dass es, ganz im Sinne einer Quinn King aus UnReal „Booooyyyaaahh“ gutes Fernsehen ist, wenn sie Lukas und Maurice auf ein Date schicken. Dass das kein „Date“ würde, war klar. Aber es ist auf eine unglaublich unangenehme Art amüsant. Passt also. Und so Maurice wirklich nur in Absprache das Ding gemeinsam mit Aaron zu gewinnen in die Villa gekommen ist, dann ist’s verständlich, dass er angepisst ist, wenn dieser sich nun Lukas auserkoren hat.

Ist das aber ein falsches Spiel oder hat Aaron in der Tat Gefühle für den anderen Kim-Ex? So sehr, wie er sich gegen die Vorwürfe, mit Basti quasi rumgemacht zu haben, verteidigt, scheint letzteres jedenfalls nicht unmöglich. Was hingegen genauso unmöglich erscheint, wie den meisten Kandidaten noch ein vernünftiges Deutsch beizubringen, ist, dass wir noch eine Dating-Show zu sehen bekommen. Wenn es so unterhaltsam bleibt wie dieses Mal und nicht wieder eine Schlafphase droht, sind wir jedoch nun fein damit. 

QR

PS: Ohne Scheiß, und die Jungs können dabei auch gern trinken, aber es sollte für mindestens die Hälfte von ihnen ein Spiel geben, in dem sie ein Deutschbuch Klasse vier durcharbeiten müssen. Oder wenigstens die Fibel.

PPS: In diesem Sinne: „Wenn das Interesse für das Genital größer ist als für den Genitiv.“ Geht doch mit den Off-Kommentaren.

PPPS: Newcomer Pitzi-Watch: Ach nee, ist ja vorüber. Aber das fällt irgendwie auch nicht auf.

Die Charming Boys lassen es krachen mit den Ladyboys // © RTL

PPPPS: Es gibt eine Ladyboy-Show, die wohl ganz toll ist, von der wir aber wenig sehen, weil uns vor allem die Jungs in Zeitlupe gezeigt werden, wie sie im Miteinander happy sind und anschließend sagen dürfen, wie sehr das alles für Weltoffenheit, Community und Toleranz stehe. Mal ehrlich dem RTL: Hier habt denen da Schilder mit Taglines bzw. Talking Points hingehalten, oder? Eben. Is’ okay. 

PPPPPS: „Dass du erstmal deinen halben Lappen in ihm versenken musstest, dass der gefühlt am Anus wieder rauskommt.“ Maurice kann schon auch witzig.

© RTL

Jeweils donnerstags eine neue Folge Charming Boys auf RTL+ 

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