Von Gastspielen, Angstspielen und Wasserspielen

ACHTUNG: Enthält einige Spoiler zum Ablauf der Folgen und manchem Weggang. 

In unserer kommentierten Recap zur fünften Folge der Charming Boys beim RTL+ schrieben wir: „Was hingegen genauso unmöglich erscheint, wie den meisten Kandidaten noch ein vernünftiges Deutsch beizubringen, ist, dass wir noch eine Dating-Show zu sehen bekommen. Wenn es so unterhaltsam bleibt wie dieses Mal, sind wir jedoch nun fein damit.“ Daran hat sich nichts geändert. Im Grunde jedenfalls nicht. Denn was den Unterhaltungswert der sechsten Folge anging, so müssen wir feststellen, dass diese trotz eines sehr späten Neuzugangs, der mehr einem Gastspiel glich, sich doch eher wie eine umgeschnittene und ergänzte Wiederholung der fünften anfühlte…

Die Crux der Wiederholung

…genau darin mag auch das Problem liegen: Wenn der Blick der Macher*innen vorrangig auf die Konflikte gerichtet ist und diese sich — wie zuvor zwischen Kevin, gern gemeinsam mit Martin, und diversen Zielen des Tages — nur auf eine Konstellation fokussieren. So kracht es also wieder und weiter und immer weiter und weiter zwischen Maurice und Aaron. Erstgenannter, der sich entschieden hat, nun den Staffel-Bösewicht für ganz, ganz Arme zu geben, versucht immer noch einen Keil zwischen Aaron und Lukas zu treiben.

Bei denen es im Grunde gut läuft, wenn auch hier erste leichte Risse zu erkennen sind. Diese kommen allerdings nicht durch Maurices Versuche, die durchsichtiger sind als ein zerrissenes Netzhemd, sondern entstehen aus den Unterhaltungen der beiden. Etwa wenn es darum geht, mit wie vielen Menschen sie so schlafen. Da gibt Aaron sich sehr offen (keine Überraschung). Lukas hingegen eher dezent prüde-ish (eher überraschend, wenn wir an sein „Date“ mit Maurice in Episode fünf denken, in dem es um Sex mit dem Ex, dem aktuellen Freund des Ex und sowas ging). Sei’s drum. 

Neuzugang mit Gefahrenpotenzial

Anyway. Kurz zum Neuzugang in Folge sechs. Es ist Gino, den wir alle aus Staffel zwei der Original-Reality-Show kennen. Er kommt mit neuer Nase, ein paar Kilos weniger und sieht generell… weniger abgenutzt aus, als in „seiner“ Prince Charming-Staffel. Martin, Jan Maik und Vladi werden direkt auf ein Date mit ihm geschickt und begehen feucht-fröhlich das thailändische Neujahrsfest Songkran. Gino und Jan Maik kennen sich aus ihrer Staffel; Martin und er kennen einander sowieso. Daher entscheidet Gino sich später für ein Einzelgespräch mit Vladi.

V.l.: Jan-Maik, Martin, Vladi und Gino noch in bester Stimmung // Foto: RTL

Und dann kommt noch ein goldener Umschlag! Gino muss (oder darf) sich an Ort und Stelle entscheiden, wer von den drei Homozeichen nicht mehr mit in die Villa darf. Er nimmt, auch hier keine Überraschung, Jan Maik. Das wieder führt in der Villa auf Koh Samui zu bitteren Tränen bei Leon. Schließlich waren Jan Maik und er sowas wie ein Couple. Habt ihr nicht mitbekommen? Kein Wunder, dem RTL+ zeigt uns wenig davon, wenig von Harmonie. Hätten die Jungs sich mehr gestritten, hätten wir das ahnen können… Jedenfalls verlässt Leon freiwillig die Charming Boys-Villa und es scheint ein dezent polnischer Abgang zu sein.

Rein und wieder raus — das übliche Spiel

Ähnlich ist das auch bei Sebastian und Rudi: Morgens erleben wir zwar kurz, dass die zwei die Nacht gemeinsam in der Charming Suite verbracht haben (klar, bei Bumm-Bumm-Bewegungen sind wir dabei). Ansonsten sehen die Zuschauer*innen aber wenig von Zweisamkeit. Erst als einzelne Verhaltensweisen Rudis Sebastian zu nerven beginnen wird klar, dass das eine ernstere Angelegenheit zu sein scheint. Dass Sebastian sich übrigens an manchen Dingen stört, wundert kaum. Gab er doch schließlich zu Beginn an, bisher eher so der One-Night-Stand– und Affären-Typ gewesen zu sein, nun aber nach was Ernstem zu suchen — solche Leute sind es selten gewohnt, auch Eigenheiten ihres Gegenübers anzunehmen. Wir sprechen da aus Erfahrung von beiden Seiten. 

Aaron, Kevin, Leon, Maurice und Sebastian treffen die finalen Entscheidungen über ihre Couples // Foto: RTL

Dennoch vercoupeln sich die zwei am Abend offiziell. Denn nun muss sich entschieden werden, wer mit wem in die Spiel zieht, um als Couple rauszugehen und die 10.000 Euro mitzunehmen. Es überrascht kaum, dass Ginos Gastspiel noch hier endet. Macht aber nichts. So hatte er mal wieder seine fünf von fünfzehn Minuten zweifelhaften Ruhms. Außerdem hatte er zu Martin gesagt, dass ohnehin keiner der Boys sein Interesse geweckt hätte oder ihm gefiele (bis auf Philippe, aber der macht ja allen schöne Augen!). Maurice spricht zuvor noch mit Basti und Vladi: Wer ist der stärkste Partner für die Wettkämpfe? Überraschend entscheidet er sich gegen Basti und für Vladi.

Mehr Einzeldates, mehr Gruppenbildung

Kevin wählt Martin und verdreht zuvor immer die Augen, wenn (scheinbar) echte Couples einander wählen, sich freuen und küssen. Namentlich Aaron und Lukas sowie Philippe und Nik. Sebastian wählt Rudi. Alles recht naheliegend. In der darauffolgenden Episode schickt das Haus die zwei echtesten Couples auf Einzeldates — was natürlich wieder zu Unmut bei Kevin und Martin führt. Auch die Schwestern hätten mal zusammen rausgewollt. Ließe sich ja auch viel besser lästern und intrigieren.

Aaron (l.) und Lukas küssen sich // Foto: RTL

Egal. Die Dates sind fein, wir nehmen beiden Paaren das aufrichtige (Ferien-)Interesse aneinander ab. Bei Philippe und Nik allerdings meinen wir, dass da wirklich eine krasse Verliebtheit zu sehen ist. Dafür spricht auch eine quasi so romantische wie heiße sexuelle Begegnung der beiden und eine Vertrautheit in diversen Momenten. Immerhin sehen wir das hier einmal…

Philippe (l.) und Nik umarmen einander liebevoll // Foto: RTL

…was vielleicht aber auch daran liegen mag, dass eben genau diese Vertrautheit und ein gewisses Sich-Gemeinsam-Zurückziehen, zu mehr (orchestriertem) Beef in der Villa führt. Da passt es nur, dass ein neuer Umschlag verkündet, dass die sogenannten Charming Boys sich direkt für ein Couple entscheiden dürfen, das die Villa verlassen muss… Düdüm. Wir vermuten, für wen zumindest Kevin, Martin und vermutlich auch Aaron sowie Lukas, der, wenn sie sich verstehen, doch manches mal wie dessen Mouthpiece aka Sprechmuschel wirkt, entscheiden. Wie wir diesen Move vom RTL finden, das lassen wir euch in der kommenden Woche in unserem Text zu Episode acht, dieser verlässlich irritierenden „Dating“-Show wissen. 

QR

PS: „Der hat ja auch immer so abgedroschene Sätze. Ich weiß nicht, wo nimmt der die her… aus der Bravo Girl?!“ Aaron ist schon wunderbar garstig, wenn’s nötig ist. 

PPS: Ginos Motto: Come in and find out.

PPPS: Newcomer Pitzi-Watch: So präsent wie nie in einer Rückblende.

Innige Küsse zwischen Martin (l.) und Vladi – sie bandeln wieder an // Foto: RTL

PPPPS: Über Homophobie/-feindlichkeit wird auch gesprochen. Das wiederum wirkt so reinimplantiert, dass wir es gar nicht groß erwähnen wollten.

PPPPS: Das Beitragsbild zeigt die „Adam & Adam“-Party in Folge sieben. Wie auf jeder Charming Boys-Party geht’s erst fröhlich los, dann gibt es viel Alkohol und am Ende Streit und Tränen (übrigens finden wir es etwas irritierend, dass Philippe und Nik sich sehr arg auf die Seite von Maurice schlagen). Im Grunde also wie bei den Real Housewives.

© RTL

Jeweils donnerstags eine neue Folge Charming Boys auf RTL+ 

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